Letzten Mittwoch besuchten wir die Cebit in Hannover, die größte IT-Messe der Welt. Und groß war sie wirklich. Vom Süden her kommend, schlugen wir uns erst nach Norden durch. Die “Digital Living”-Halle sollte bis 22 Uhr geöffnet haben, daher wollten wir da zuletzt hin, da der Rest der Messe um 18 Uhr schließen würde. Es kam dann etwas anders…
Links habe ich den von uns beschrittenen Weg skiziert. Nach Halle 5 kehrten wir einmal zurück, um an einem Gewinnspiel (Motorola Handy) teilzunehmen. Gewonnen haben wir natürlich nichts, stattdessen gab es eine halbe Stunde lang in schlimmster Marktschreier-Manier:
Anpreiser:”Wer ist die Nummer 1?”
Meute, brüllend, erpicht darauf, irgendwas, am besten das Handy, abzustauben: “BITDEFENDER”
Die Meute wurde auch reichlich bedient mit entsprechenden T-Shirts und reichlich “Vollversionen”. Ich hab hier noch eine 90 Tage Vollversion, jemand Interesse?
Unser erstes Ziel war Halle 1, neben IBM, Sun und Novell hatte dort auch BenQ riesige Stände errichtet. Genauer gesagt, bevölkert. Der Geschäftsführer meines zukünftigen Arbeitsgebers, gefunden am Stand der Deutschen Notes User Group (DNUG), erzählte uns, das die größeren Stände stationär sind. Seit der ersten Cebit vor mehr als 20 Jahren haben die großen Hersteller ihre monströsen Stände errichtet, und lassen die auch Jahr für Jahr da stehen. Über dem IBM Stand (erreichbar von wenigen Eingeweihten per Aufzug) auf dem Dach der Halle wären wohl noch weitere Räume.
Dass wir als Studenten nicht gerade das Zielpublikum für diese Bereiche sind, merkten wir auch am Stand von Sun Microsystems. Auf der Suche nach dem Bereich für Developer, entdeckte ich ein großes Java-Logo, davor eine Treppe. Diese führte dann allerdings nur zu einer Bar mit ein paar irritiert schauenden Leuten. Wir wurden dann auch wieder heruntergebeten. Das Angebot, uns etwas über die Java-Entwicklung zu erzählen, vor allem, was so in den nächsten Java-Versionen passieren soll, musste noch auf den entsprechenden Kollege warten. Klang interessant, zum überbrücken der Wartezeit erzählte uns dann ein anderer Mitarbeiter etwas über Solaris, bzw. dessen OpenSource-Ableger OpenSolaris. Das System bietet einige sehr interessante Konzepte z.B. eine virtuelle Maschine, bei der der nicht das Betriebssystem selbst emuliert wird, sondern lediglich die Umgebung dadrüber, was wesentlich mehr gleichzeitig Laufende Systeme ermöglicht, als z.B. mit vmware, und wird frei für jeden zur Verfügung gestellt. Finanziert wird das ganze durch Support für Firmen, die Solaris nutzen, dieser kostet dann ein hübsches Stängli.
Ein ähnliches Modell verfolgt mittlerweile Novell mit Suse Linux. An deren Stand wurde uns dann auf Nachfrage von einem demotivierten Mitarbeiter die XGL-Erweiterung demonstriert. Ein paar Aspekte:
- Aus dem Desktop wird ein Würfel, auf jeder Seite ist ein herkömmlicher Desktop, das ganze kann frei rotiert werden
- Einzelne Fenster können transparent dargestellt werden
- Videos werden hardwarebeschleunigt abgespielt, es können daher problemlos mehrere (halbtransparente) Videos gleichzeitig abgespielt werden; Der Audioteil der Videos wird allerdings nicht berücksichtigt, daher ist der praktische Nutzen dieser Funktione doch sehr zweifelhaft
- Wesentlich interessanter: Fenster können einander angedockt werden (zur Visulisierung “kleben” diese aneinader und dehnen sich ein wenig)
- Durch ein Tastenkürzel können alle geöffneten Fenster sinnvoll angeordnet werden, alternativ wird das gerade angewählte nach vorne geholt und der Rest verschwindet halb dahinter
Beeindruckende Darstellungen gab es auch bei BenQ. Riesige LCD-Fernseher, mit einer Schärfe, die man einem Fernseher kaum zutraut. Für die kleineren zahlt man da etwa 1000 Euro, die größten lägen bei 3000. Für einen Plasmafernseher ähnlicher Größe zahlt man wahrscheinlich dasselbe, der schluckt dann aber wesentlich mehr Strom und hat eine geringere Lebensdauer.
Bei einer anderen Art von Monitor habe ich lieber garnicht erst nach dem Preis gefragt:
3D-Bildschirme, die auch ohne extra Brille echte Tiefe vermitteln. Sobald man erstmal den richtigen Abstand und die richtige Position gefunden hatte, konnte man ein Auto und ein Getriebe betrachten.
Das Problem bei bisherigen 3D-Brillen ist wohl die Belastung, die Monitore sind ein bis zwei cm vom Auge entfernt, lange hält das niemand aus. Das Problem hat man bei einem Monitor nicht, allerdings hatte ich auch schon nach kurzer Zeit das Gefühl, das diese Art der Darstellung auf Dauer recht anstrengend ist. Letztendlich handelt es sich ja auch hier wieder um eine optische Täuschung, indem die Darstellung für beide Augen leicht unterschiedlich ist. Hardware im Bereich “Virtual Reality” gibt es ja durchaus schon seit mehr als einem Jahrzehnt, so wirklich vorwärts kommt die Forschung dabei scheinbar nicht.
Weniger beeindruckend waren die zahlreichen asiatischen Austeller, die ab 14 Uhr bereits ihre Zelte abbrachen. Da gab es dann nichts mehr zu sehen. Teilweise wurde Hardware wie Mäuse oder andere USB-Geräte verramscht, das wars dann auch.
Ein ähnliches Bild bot sich dann auch in der “Digital Living” Halle 27: Zwei Zockern in Glaskabinen konnte man dabei zuschauen, wie sie sich in Warcraft III im Rahmen irgendeines tollen Turniers duellierten, leider möglichst nervtötend kommentiert von zwei kompetenten Fachleuten. Das wars dann auch so ziemlich.
Auf dem Rückweg durchquerten wir noch Hallen 13, 12 und 11, kurz vor 18 Uhr war da verständlicherweise nichts mehr los. Daher mein Fazit: Wenn denn nochmal Cebit, dann ganz bestimmt nicht am letzten Tag.
Toller Bericht. So erfahre auch ich als Nicht-CeBit-Besucher was ich (nicht) verpasst habe. 😉
Die SuSE-Features hauen mich irgendwie nicht vom Hocker, die sind auch irgendwie nur auf ein Mehr an Klickibunti aus, hab ich so das Gefühl. Solaris stell ich mir dagegen interessanter vor. Ist aber allerdings auch eine unglaubliche Umgewöhnung, wenn man sich an andere Betriebssysteme heranwagt und irgendwie bleibt es auch bloß Spielerei, da Mickeysoft eben nicht nur Marktführer ist sondern die meisten Hersteller sich nach ihnen richten. Juhu!
Ne WarCraft III-Partie beobachten? Irgendwie wurde mir schon schwindelig genug als ich das selbst gespielt habe. Konnte man da überhaupt irgendwas erkennen, geschweige denn nachvollziehen?